Vitamin D, dass mit der Nahrung oder durch
Hautsynthese aufgenommen wird, ist biologisch inaktiv. Es wird
durch zwei Protein-Enzym-Hydroxylierungsschritte aktiviert,
der erste in der Leber, der zweite in den Nieren.
Cholecalciferol (D3) wird in der Leber in Calcifediol (25-Hydroxycholecalciferol)
umgewandelt; Ergocalciferol (D2) wird in 25-Hydroxyergocalciferol
umgewandelt. Diese beiden Vitamin-D-Metaboliten (25-Hydroxyvitamin
D oder 25(OH)D genannt) werden im Blut (Serum) gemessen, um
den Vitamin-D-Status einer Person zu bestimmen.
Calcifediol wird von den Nieren und einigen Zellen des Immunsystems
weiter hydroxyliert und bildet Calcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol),
die biologisch aktive Form von Vitamin D. Calcitriol zirkuliert
als Hormon im Blut und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung
der Kalzium- und Phosphatkonzentration sowie bei der Förderung
des gesunden Wachstums und des Umbaus der Knochen.
Calcitriol hat noch weitere Wirkungen, unter anderem auf das
Zellwachstum, die neuromuskulären und immunologischen Funktionen
und die Verringerung von Entzündungen.
Gesundheit der Knochen
Vitamin D spielt also eine wichtige Rolle in der Kalziumhomöostase
und im Kalziumstoffwechsel.
Seine Entdeckung geht auf die Suche nach der Substanz zurück,
die bei Kindern mit Rachitis (der kindlichen Form der Osteomalazie)
fehlt. Vitamin-D-Ergänzungen werden u.a. zur Behandlung oder
Vorbeugung von Osteomalazie und Rachitis verabreicht.
Bei Sportlern mit Vitamin-D-Mangel besteht ein erhöhtes Risiko
für Stressfrakturen und/oder größere Brüche, insbesondere
bei Kontaktsportarten.
Der größte Nutzen einer Supplementierung zeigt sich bei Sportlern,
die einen Mangel (25(OH)D-Serumspiegel <30 ng/ml) oder einen
schweren Mangel (25(OH)D-Serumspiegel <25 ng/ml) aufweisen.
Mit steigenden 25(OH)D-Serumspiegeln wird eine zunehmende Verringerung
des Risikos beobachtet, die bei 50 ng/ml ein Plateau erreicht,
ohne dass bei höheren Spiegeln ein zusätzlicher Nutzen zu
beobachten ist.
Vitamin D auffüllen -
Einnahmemenge
Es gibt von Land zu Land unterschiedliche Empfehlungen zur Einnahme
von Vitamin D. Durchaus verständlich, da abhängig von der
Nähe zum Äquator, eine unterschiedlich hohe und lange Sonneneinstrahlungsdauer
vorliegt.
Die schwedische Nationale Lebensmittelbehörde empfiehlt eine
tägliche Zufuhr von 10 μg (400 IU) Vitamin D3 für Kinder
und Erwachsene bis 75 Jahre und 20 μg (800 IU) für Erwachsene
ab 75 Jahren.
Wie lange dauert es, bis Vitamin D
wieder aufgefüllt ist?
In der Regel dauert es mehrere Wochen, bis der Vitamin-Spiegel
sich wieder normalisiert hat. Daher sollten Nahrungsergänzungsmittel
regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen
werden, um eine positive Wirkung zu erreichen und zu erhalten.
Um den Vitamin-D-Spiegel um 1 ng/ml anzuheben, sind bei einem
Körpergewicht von 70 Kilogramm ca. 10.000 IE (Internationale
Einheiten) nötig.
Überschüssiges Vitamin D - Hypervitaminose
Eine Vitamin-D-Toxizität ist selten. Sie kann nur durch die
Zufuhr (viel) zu hoher Vitamin-D-Dosen und nicht durch Sonnenlicht
verursacht werden. Die Konzentrationen der in der Haut gebildeten
Vitamin-D-Vorstufen erhalten ein natürliches Gleichgewicht.
Gespeichert wird Vitamin D hauptsächlich im Fett- und Muskelgewebe,
geringere Mengen finden sich auch in der Leber. Die Speicherkapazität
ist relativ groß und trägt so zur Vitamin-D-Versorgung im
Winter bei oder ist die wesentliche Hauptquelle.
Vitamin D Bedarf decken durch Sonnenlicht
Ausreichende Mengen an Vitamin D können in Regionen mit ganzjährig
ausreichend Sonne und im Sommer durch mäßige Sonnenbestrahlung
gebildet werden.
Je dunkler die Haut und je schwächer das Sonnenlicht, desto
mehr Zeit ist erforderlich. Eine Überdosierung von Vitamin
D durch UV-Bestrahlung ist nicht möglich.
Vitamin D Herstellung
Vitamin D3 (Cholecalciferol) wird industriell hergestellt, indem
7-Dehydrocholesterol (ein Sterin) UVB- und UVC-Licht ausgesetzt
und anschließend gereinigt wird.
Das 7-Dehydrocholesterol ist eine natürliche Substanz in Fischorganen,
insbesondere in der Leber oder in Wollfett (Lanolin) von Schafen.
Vitamin D2 (Ergocalciferol) wird auf ähnliche Weise hergestellt,
wobei Ergosterol aus Hefe oder Pilzen als Ausgangsmaterial verwendet
wird.
Wissenschaft und Studien
Niemand kann bestreiten, dass die biologische Bedeutung von
Vitamin D weit über seine klassische Rolle im Knochenstoffwechsel
hinausgeht. Mehrere neuere Veröffentlichungen haben die Rolle
von Vitamin D bei der Funktion des Immunsystems hervorgehoben.
Das übergeordnete Ziel einer Studie war es, mögliche Zusammenhänge
zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und Entzündungsmarkern im Serum
gesunder erwachsener Frauen zu untersuchen.
Im Ergebniss gab es keine signifikanten direkten Korrelationen
zwischen den Serumspiegeln von Vitamin D und einem der gemessenen
Entzündungsmarker. Allerdings wiesen Probanden mit unzureichenden
Vitamin-D-Spiegeln und hohem CRP signifikant höhere Werte der
proinflammatorischen Zytokine (TNF-α und IL-8) auf, als Probanden
mit niedrigen CRP-Spiegeln und unzureichenden Vitamin-D-Spiegeln.
CRP steht für einen Blut-Laborwert
zum Feststellen und zur Verlaufskontrolle einer Entzündung
im Körper. Bei CRP handelt es sich um einen Eiweißstoff, der
in der Leber gebildet wird.
Darüber hinaus deuten die anti-inflammatorischen (entzündungshemmenden)
/ proinflammatorischen (entzündungsfördernden) Verhältnisse
darauf hin, dass Vitamin D bei niedrigen CRP-Spiegeln eine Rolle
bei der Aufrechterhaltung eines anti-inflammatorischen Milieus
spielt.
Die Daten deuten darauf hin, dass Vitamin D möglicherweise
dazu beiträgt, dass die Zytokine in entzündlichen Situationen
eine entzündungshemmende Rolle spielen.
Zytokine sind Zellsignalmoleküle, die für die Auslösung und
Modulation aller Immunreaktionen unerlässlich sind. Sie zirkulieren
in pikomolaren Konzentrationen und können als Reaktion auf
immunologische Herausforderungen wie Entzündungen um fast das
1.000-fache ansteigen. Es ist bekannt, dass eine Gruppe dieser
Zytokine in Entzündungssituationen dominiert (proinflammatorisch),
während andere dazu dienen, die Entzündung zu verringern und
die Heilung zu fördern (anti-inflammatorisch).
Klinisch wurde festgestellt, dass ein Vitamin-D-Mangel mit mehreren
entzündlichen Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose,
Typ-I-Diabetes und rheumatoider Arthritis in Zusammenhang steht,
während eine Supplementierung mit Vitamin D die Zytokinprofile
von Patienten mit chronischen Erkrankungen wie kongestiver Herzinsuffizienz,
rheumatoider Arthritis und Osteoporose verbessert. Andere Berichte
belegen auch eine schützende Rolle von Vitamin D bei der Verringerung
der Wahrscheinlichkeit, eine entzündliche rheumatoide Arthritis
zu entwickeln, sowie des Risikos bestimmter Infektionskrankheiten.
Alles in allem spricht die veröffentlichte Literatur dafür,
dass der Vitamin-D-Status und seine Auswirkungen auf das Immunsystem
weiter untersucht werden müssen.
Studien zu Vitamin D: Status
and Role of Vitamin D
Vitamin D und entzündliche Erkrankungen
Neben seiner entscheidenden Funktion für die Kalziumhomöostase,
weiß man heute, dass Vitamin D eine wichtige Rolle bei der
Modulation des Immun-/Entzündungssystems spielt, indem es die
Produktion von Entzündungszytokinen reguliert und die Vermehrung
von entzündungsfördernden Zellen hemmt, die beide für die
Entstehung von Entzündungskrankheiten entscheidend sind.
In mehreren Studien wurde ein niedriger Vitamin-D-Status mit
einem erhöhten Risiko und einem ungünstigen Ausgang von akuten
Infektionen in Verbindung gebracht. Eine Vitamin-D-Supplementierung
verbessert die klinische Reaktion auf akute Infektionen.
Darüber hinaus weisen chronische Entzündungskrankheiten wie
durch Atherosklerose bedingte kardiovaskuläre Erkrankungen,
Asthma, entzündliche Darmerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen,
nichtalkoholische Fettlebererkrankungen und andere tendenziell
einen niedrigeren Vitamin-D-Status auf, der möglicherweise
eine Rolle bei der Pathogenese dieser Krankheiten spielt.